Tatsächlich haben Stricken und Schreiben einige Gemeinsamkeiten. Welche das sind und was du aus meinen Strickbeobachtungen für entspannt-leichtes Texten mitnehmen kannst, das erfährst du in diesem Blogartikel der etwas anderen Art.
Am 4. Dezember feiern die Amerikaner den Tag der Socke („National Sock Day“), was mir als leidenschaftliche Strickerin zutiefst imponiert. Selbstverständlich nenne ich, wie es sich für eine strickende Person gehört, einige selbstgestrickte Sockenpaare mein Eigen. Doch nicht alles am Sockenstricken ist so friedlich, meditativ und problembefreit, wie man es sich vielleicht vorstellen mag …
Hat sie jetzt nur noch Wolle im Kopf?
Nö, nicht nur! Einmal ganz objektiv betrachtet, erfordern sowohl Schreiben als auch Stricken ein gewisses Maß an Geduld und Einfallsreichtum.
Bevor du wegklickst!
So oberflächlich soll es hier natürlich nicht zugehen. Wir schauen schon etwas genauer hin und vergleichen die Kunst des regelmäßigen Schreibens von Blogartikeln und Newslettern mit dem Stricken zweier möglichst identischer Socken, die im besten Fall der bestrickten Person wie angegossen passen.
Welche Fähigkeiten benötigt man, um solche Socken zu stricken? Und was können wir daraus für unsere Texte lernen?
Hörst du lieber, als zu lesen? Dann hör einfach die jeweilige Adventskalender-Podcastfolge unter den Überschriften.
Das Märchen der identischen Socken
Ein Sockenpaar besteht aus zwei Socken – und wer schon einmal versucht hat, zwei gleiche Socken zu stricken, weiß: Das ist verdammt knifflig. Meine Socken werden jedenfalls fast immer unterschiedlich groß. Schon ein wenig lockerer oder fester gestrickt und gern auch mit ein paar Wochen Abstand dazwischen. Das erschwert es immens, gleich aussehende Socken zu produzieren.
Mit dem Texten verhält es sich kaum anders. Wir schreiben nicht jeden Tag gleich – und wenn wir nicht hauptberuflich texten, schreiben wir erst recht nicht täglich für Newsletter und Blog, sondern eher ab und zu. Mal sind wir inspiriert, ein andermal fehlen uns die Ideen (in meinem Blogartikel Glücksmomente beim Schreiben gebe ich Tipps, wie du in einen inspirierten Schreibflow kommst).
Vielleicht stehen wir an einem Tag unter Zeitdruck, weil der neue Newsletter am nächsten Tag rausgehen soll. Oder wir schreiben ganz entspannt, weil wir früh dran sind.
Texte werden nicht gleich, und das ist gut so!
Wir wollen – anders als beim ambitionierten Sockenstricken – keine identischen Texte hervorbringen. Doch völlig kunterbunt sollen sie schließlich auch nicht sein. Wir wünschen uns Wiedererkennung für unsere Marke. Die Texte sollen zu unserem Business passen. Vielleicht eine eigene Handschrift tragen. Es bietet sich daher sehr an, bestimmte Kriterien der Einheitlichkeit zu beachten, z.B.:
- Text-Struktur (vgl. das Muster einer Socke)
- Schreibstil (vgl. das Maschenbild einer Socke)
- Zielgruppe (vgl. die Größe einer Socke)
Doch was tun, wenn dir ein neuer Blogartikel oder Newsletter verglichen mit deinen anderen Texten so gar nicht gefällt? Ab in die virtuelle Tonne damit? Wohl kaum. Jetzt kommt eine Fähigkeit ins Spiel, die beim Sockenstricken elementar ist:
Kreative Lösungsansätze finden
Beim Stricken betrachte ich meine zwei Socken und ermittle, was mir an der neuen Socke nicht gefällt – vielleicht ist es ein grober Fehler im Muster, den ich beheben kann? Oder die Größe der zweiten Socke passt nicht zur ersten. Dann justiere ich nach, korrigiere den Fehler oder versuche ab sofort, fester, lockerer oder einfach anders zu stricken.
Nicht verstricken, besser machen:
Diese Methode funktioniert auch beim Texten. Atme einen Augenblick durch und dann frage dich: Welches Kriterium weicht am stärksten von deinen sonstigen Texten ab (oder gefällt dir nicht)?
- Die Struktur? Füge mehr oder weniger Absätze und Überschriften ein.
- Der Schreibstil? Formuliere an markanten (!) Stellen um, sodass sie besser zu dir passen
- Die Zielgruppe? Besinne dich noch einmal darauf, wie du deine Zielgruppe ansprechen willst, und bessere nach.
Oft erzielt schon kleines Nachjustieren ein deutlich besseres Ergebnis – ich bin immer wieder begeistert, was kleine Textkniffe bewirken können. Also wirf deinen Text nicht weg! Eine Socke aus teurer Wolle würdest du schließlich auch nicht in die Tonne hauen. In deine Texte sind Zeit, Gedanken und Inspiration geflossen. Mach etwas daraus.
Hörst du auch den Sirenengesang?
Für ein Paar braucht es zwei Socken. Erst strickt man die eine, dann die andere. Dranbleiben erfordert ordentliches Durchhaltevermögen: Es ist gar nicht so leicht, sich zum Stricken der zweiten Socke, die ja ein Duplikat der ersten ist, zu motivieren.
Ich empfinde das Stricken einer zweiten Socke als ausnahmslos langweilig und schleppend. Der Reiz des Neuen ist verflogen und ich würde viel lieber eine neue Socke aus der schönen neuen Wolle annadeln … Wäre da nicht die einzelne, die sich nach einem Kameraden sehnt und mein Gewissen belastet. Für dieses Phänomen gibt es sogar einen Fachbegriff, so verbreitet ist es: second sock syndrom – das Syndrom der zweiten Socke.
Auch beim Schreiben von Newslettern oder Blogartikeln heißt es dranbleiben.
Schnell locken neue Projekte
… wie ein Podcast oder ein Youtube-Kanal. Plötzlich ist das Neue um ein Vielfaches attraktiver und verheißt mehr Spaß, geringeren Nerveneinsatz – ja, ganz sicher eine Wende zum Besseren! Und hattest du nicht schon immer mit diesem Gedanken gespielt …?
Mit solchen Argumenten können wir uns wunderbar selbst austricksen. Und wer kann dir garantieren, dass dich in ein paar Wochen oder Monaten nicht die nächste schillernde Idee um den kleinen Finger wickelt? Was ich beim Sockenstricken gelernt habe, ist:
Durchhalten lohnt sich messbar
Denn am Ende habe ich ein fertiges Sockenpaar, das ich tragen oder verschenken kann. Keine traurige einzelne Socke, die mir das nagende Gefühl gibt, es nicht geschafft, nicht durchgezogen zu haben.
Nicht verstricken, besser machen:
Halte beim Schreiben durch. Du wirst belohnt! Mit einem wachsenden Blog, der dein Ranking auf Suchmaschinen erhöht und Traffic auf deine Website bringt. Oder mit einer eigenen Liste, die dich unabhängig von Social Media macht. Denke an dein Warum, dein Ziel. Das motiviert und hilft, wenn dir der Geduldsfaden reißt.
Von kleinen Fehlern und heldenhaften Rettungsaktionen
Die hohe Kunst des Loslassens – ich habe damit so meine Probleme, denn ich bin sehr ergebnisorientiert und habe hohe Ansprüche an meine Strickerzeugnisse. Doch manchmal stehen Aufwand und Nutzen einfach nicht im Verhältnis. Dann übe ich mich im Loslassen und versuche mich strikt davon abzuhalten, für das Beheben eines unscheinbaren, doch in meinen Augen kolossalen Fehlers, eine halbe Stunde rückwärtszustricken. Das macht gar keinen Spaß und birgt sogar die Gefahr eines Verschlimmbesserns.
Das Wunderbare (oder Fatale – das liegt im Auge des Betrachters) ist:
Auch beim Schreiben dürfen wir üben, loszulassen
Es gibt ein weites Spektrum an Textqualitäten, von grottig schlecht bis begeisternd gut. Den absolut perfekten Text, in dem jedes kleinste Wort und 100% aller Silben perfekt gewählt sind, gibt es aber nicht. Du kannst immer weiter optimieren, doch dann wirst du nie fertig. Die Kunst ist, das richtige Maß zu finden.
Nicht verstricken, besser machen:
Schreibe deine Texte mit Liebe und nicht mal eben zwischendurch. Lies sie auch noch mal, wenn sie fertig sind – das ist wichtig. Doch übertreibe es nicht mit dem Optimieren. Das frisst gnadenlos Zeit und Nerven, und da dein Text aus deiner Feder geflossen ist, wirst du ohnehin blind für eigene Fehler. Dafür gibt es Lektorinnen wie mich, die das Handwerk gelernt und dich viel schneller und effektiver unterstützen können. 😉
Fazit: Entspannter Texten dank neuer Fähigkeiten
Suche nach kreativen Lösungen, wenn du dich beim Texten verstrickst.
Bleib standhaft an Newsletter und Blog dran, wenn neue Projekte locken.
Und schicke deine Texte raus in die Welt, anstatt sie auf der Festplatte einzumotten.
Welche Fähigkeit möchtest du bei nächsten Newsletter oder Blogartikel ausbauen? Schreib gern einen Kommentar unter diesem Blogartikel.
Sabine Piarry
Liebe Natalie, dein Blogartikel zaubert in mir herrliche Bilder und Gefühle, total schön für mich als Strickerin. Bei den nächsten Texten werde ich garantiert an diese praktischen Tipps denken.
Ganz lieben Dank Natalie.
Viele Grüße von Sabine
Natalie
Danke für deinen schönen Kommentar, Sabine! Ich freue mich, dass ich angenehme Bilder und Gefühle für dich zaubern konnte. Ich wünsche dir viel Freude beim Schreiben und Stricken! Liebe Grüße von Natalie